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Blick in den vollbesetzten Konzertsaal der Elbphilharmonie mit der Hamburger Liedertafel und Orchester auf der Bühne
Foto: Rebekka Schnell
Musikalisches

Ein Chor und seine Stadt

Konzert der Hamburger Liedertafel in der Elbphilharomnie zum 200jährigen Bestehen

Viele Feierlichkeiten ehrten die Hamburger Liedertafel anlässlich des 200jährigen Bestehens. Dem Neujahrsempfang folgte ein grandioser Senatsempfang, der die HL ganz besonders ehrte. Er war so etwas wie die Pflicht vor der Kür, und letztere gab es am 17. Juni in der ausverkauften Elbphilharmonie. Bis zu 300 KünstlerInnen auf der Bühne aus 13 Chören und einem begeisternden Jugendorchester des Albert-Schweitzer-Gymnasiums rockten die Elphi. Das Orchester war allerdings weniger am Rocken, dafür aber mit wunderbaren Klängen von Brahms beschäftigt.

Los ging es durch die HL mit ihren Bengelsstimmen und Freunden, darunter der Männerchor Quartett Mozart (Leitung Hans Thiemann) und der Zöllner-Männerchor Bernburg e.V. (Leitung Peter Blail) mit dem „deutschen Sängergruß“ von Albert Methfessel, dem Gründer der Liedertafel. Diesen Gruß singen die Männer der HL noch immer vor und nach jeder Probe. Mit „Hallo hier Hamburg“ wurde die Stimmung bei Musikern und Gästen gleich richtig hochgefahren und beim Refrain heftig mitgeklatscht.

Der sichtlich gerührte Vorsitzende der HL, Gerhard Pfeiffer, begrüßte die Gäste und MusikerInnen kurz und knackig. Durch das Programm führte im Weiteren der Moderator Michael Frowin (Theaterschiff) mit gelungenen Jokes und Beiträgen zum Gesang im Allgemeinen und Männerchören im Besonderen. „Männer wollen auch mal unter sich sein“.

Die Nachwuchs-„Abteilung“ der HL, die „Bengelsstimmen“ unter Leitung von Torben Tietz und René Mense, war dann noch rockiger. Zusammen mit den Senioren gab es ein „Kompliment“ und „I am sailing“. Allein haben die Jungs von Madonna bis Kiss alles gegeben. Das Publikum war schon jetzt aus dem Häuschen und bekundete dies mit frenetischem Applaus. Viele waren erstaunt, welche Leistung die jungen Männer nach ihrer Gründung 2019 und Zwangspausen durch die Pandemie auf die Bühne brachten. Ein Dank an Jesse Früchtenicht und Rico Klaes, die den Chor gegründet und zusammengehalten haben.

Etwas ruhiger, aber brillant, zog der Chor „Voci Amabili“ mit seinem Dirigenten Hartmut Willenbrock das Publikum mit interessanten Chorsätzen von deutschen und internationalen Volksliedern in seinen Bann. Gemeinsam mit der HL gab es „Gabrielas Sang“, bevor die Chorgemeinschaft um Kazuo Kanemaki brillierte. Das wunderschöne „Tegamie“ (Ein Brief an das zukünftige Ich) sollte thematisch das HL-Bengels Projekt „Join Generation“ unterstützen. Den Schluss vor der Pause setzte die Männerchorgemeinschaft um die HL mit dem Echoarrangement „Im Wald“. In den Foyers sorgte „Albers Ahoi“ mit bekannten Hamburger Klängen dafür, dass die Stimmung nicht absacken konnte. Die Gäste freuten sich riesig darüber.

Der zweite Teil des Konzerts wurde mit und vom Albert-Schweitzer-Jugend-Orchester getragen. Ein traumhaft schön vorgetragenes „Halleluja“ (Händel) mit der Chorgemeinschaft um Kazuo Kanemaki setzte Maßstäbe und führte zu ersten Gänsehäuten. Ergreifend wurde der Beitrag des Orchesters ohne Chorgesang aus Brahms‘ Sinfonie Nr. 3 F-Dur, geleitet von Sebastian Beckedorf, wahrgenommen.

Anschließend kamen sie wieder auf die Bühne: Liedertafel und Freunde mit klassischem Männergesang. Das Lied mit dem „Wumms“, nennt es Gerhard Pfeiffer gern bei Ankündigungen: Der „Jägerchor“ (Weber) durfte nicht fehlen, ebenso wenig die „Landerkennung“ (Grieg). Gelungen vorgetragen von Chor und Orchester wurde es vom Publikum gefeiert.

Und jetzt ging es richtig los. Alle Musizierenden, dazu gehörte auch unsere wunderbare Pianistin Antonina Rubtsova, strömten auf die Bühne und weil nicht alle drauf passten, sangen die Bengels aus den Rängen hinter der Bühne mit. Gänsehaut, Freudentränen und ausgelassener Jubel würdigten die „Ode an die Freude“ die grandios vorgetragen wurde. Wahnsinn, was da in der bebenden Halle los war. Nach kurzen Dankesworten durch Gerhard Pfeiffer waren fast 2.500 Anwesende gefordert. Gemeinsam standen alle auf und sangen die Hamburg Hymne „Hammonia, Stadt Hamburg an der Elbe Auen“. Weil der Applaus nicht aufhören und die Rufe immer lauter wurden, gab es als Zugabe eine Strophe der „Ode“. Mehr ging nicht und alle gingen glücklich und zufrieden nach Hause oder zur Aftershow-Party an der ‚Hauptkirche St. Katharinen.

Dass die Chorleitung während des Konzertes bei den Männern ständig wechselte, verwunderte einige, aber nach dem schmerzlichen Verlust unseres Chorleiters Gunter Wolf mussten wir lernen, dass es auch andere Chorleiter gibt. Mit Kazuo Kanemaki konnten wir einen super Gesamtleiter des Projektes finden. Die von ihm ebenfalls geleiteten Chöre Polizeichor Hamburg, Seemanns-Chor Hamburg, Kanemaki-Chor, Johannes-Brahms-Chor Hamburg und das Chorensemble Goethe sorgten für stimmgewaltige Verstärkung auf der Bühne. Mit Tom Kessler haben wir einen neuen Chorleiter und freuen uns auf viele gemeinsame Projekte. Renè Claire war als Chorleiter unsere Rettung beim Neujahrsempfang. Zum Konzert brachte er die von ihm geleiteten Männerchöre Salia, Nottensdorf, MGV Treue Neukloster und den MGV Selsingen gleich mit.

Danke an alle Beteiligten, UnterstützerInnen und vor allem an Inka Stubbe und Kazuo Kanemaki als perfekte Projektleitende.

Gerhard Pfeiffer