Freundschaftswoche Hamburg-Osaka
„Alle Menschen werden Brüder“
Schon zur Pause Standing Ovations für die „Carmina Burana“, anrührende Kinderchöre aus Japan, China und Hamburg, und eine mächtige Ode an die Freude – so erlebten die Besucher der Laeiszhalle die musikalische Matinee des 16. Juni 2024. Niemand hielt es auf den Sitzen, und das menschenverbindende Gefühl des „wir fühlen zusammen“ begleitete Besucher wie Mitwirkende noch Tage danach.
Drei Gründe zu feiern standen Pate für die Organisation einer „echt Hamburger Veranstaltung“: Dieses Jahr jährt sich zum 35. Mal die Städtepartnerschaft Hamburg – Osaka. Vor 200 Jahren wurde die 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven (ok, zugegeben, kein Hamburger, aber ein internationaler Musiker) uraufgeführt. Und der Chorleiter und Dirigent Kazuo Kanemaki lebt genau seit 50 Jahren in Hamburg. Seitdem leitet Kanemaki erfolgreich viele bekannte Hamburger Chöre wie den Seemansschor, den Polizeichor Hamburg, den Johannes-Brahms-Chor Hamburg, den Kanemaki-Chor und noch einige mehr. Ihm liegt die Völkerverständigung, die Begegnung verschiedener Kulturen, sehr am Herzen. So entstand die Idee, diese Jubiläen in einem Konzert münden zu lassen unter dem Motto: ‚Alle Menschen werden Brüder‘. Selbstverständlichkeit für den Verein der Hamburger, dessen Mitglieder sich der Stadt Hamburg und damit auch all seinen Partnerstädten eng verbunden fühlen.
Das Publikum wurde durch die Carmina Burana von Carl Orff zunächst in die menschlichen Themen vom Schicksal, dem Leben allgemein, der Freude am Dasein, entführt. Mit großem Orchester, zusammengesetzt aus dem Polizeiorchester Hamburg, der Neuen Philharmonie Hamburg und internationalen Instrumentalistinnen und Instrumentalisten, insgesamt fast 80 Sängerinnen und Sängern aus Mitgliedern der von Kazuo Kanemaki geleiteten Chöre und Gästen konnte der Chorleiter aus dem vollen schöpfen. Dazu kamen die großartigen Solostimmen von Virginia Felicitas Ferentschik, Sopran, und Gustavo Edo, Tenor, die den Soloparts den rechten dramatischen Schwung gaben einschließlich des „Singenden Schwans“.
Ungekrönte Prinzessinnen und Prinzen der Herzen waren allerdings die Kinderchöre bei ihrem Auftritt, beginnend mit ihrem Part in der Carmina Burana: „Amor volat undique“ – Die Liebe fliegt überall. Jungen und Mädchen des chinesischen Kinderchors Juni/Hamburg, der Kinderchor der japanischen Schule Hamburg und die Kinder- und Jugendsingschule St. Michaelis wirkten mit großer Ernsthaftigkeit und Professionalität wunderbar mit. Nach der Pause sangen die Kinderchöre alle japanisch: ein in Japan ganz bekanntes und beliebtes Lied, „Tegami“. Es berichtet davon, dass ein kleiner Junge einen Brief an sich selbst in der Zukunft schreibt, und dieses Selbst antwortet ihm auf berührende und einfühlsame Art und Weise. Danach wurde es noch „Internationaler“: Jeder Kinderchor sang in seiner jeweiligen Landessprache den Kanon ‚Bruder Jakob‘ , das Orchester setzte mittels eines Ausschnittes aus Mahlers 1. Sinfonie fort und zum Schluß wurde das ganze Publikum zum Chor und sang den Kanon vielstimmig mit. Musik verbindet!
Der Funke des Miteinander Lebens, der Freude am Leben und der Gedanke „wir sind eins'“ – in diesem Konzert wurde er gezündet und war erneut spürbar im 4. Satz der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven, „Freude schöner Götterfunken“. Zu den beiden vorhergehenden Solisten kamen noch Frederike Schulten, Mezzosopran, und Laurence Kaladijan, Bariton, hinzu. Allen Beteiligten merkte man die Lust am gemeinsamen Musizieren an, sowohl in den leisen als auch in fulminant lauten Passagen. Auch zum Schluss kam es erneut zu standing ovations – absolut zurecht!