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Die Hamburger Liedertafel singt bei ihrem Neujahrsempfang
Chorverband

Hamburgs ältester Männerchor öffnet sich

Mit dem Neujahrsempfang begann eine neue Zeitrechnung in der Historie der Hamburger Liedertafel.

Nach über 200 Jahren traditionsreicher Männerchorgeschichte öffnet sich der älteste Chor Hamburgs für alle Geschlechter. Im Herbst gründete sich ein Frauenchor, angeregt durch die Erfolgsgeschichte des zweiten Männerchors in der Hamburger Liedertafel (HL), die „Bengelsstimmen“. Es ist erfreulich, wenn (junge) Menschen sich zum Singen zusammenfinden. Ein Frauenchor in der HL ist aber eine Revolution.

In der eigens für dieses Ereignis umgebauten Hauptkirche St. Katharinen hatte der neue Tafelmeister Robert Lazar mit vielen helfenden Händen eine feierliche Atmosphäre geschaffen. Mit einem Glas Sekt oder Orangensaft genossen die Gäste die Eröffnung des Abends durch den Gesang von René Mense begleitet von Thomas Kuhn am Klavier, die internationale Hits aus den 70er und 80er Jahren darbrachten. Im Anschluss begrüßte der Vorsitzende Gerhard Pfeiffer, der mit seinem am Vorabend abgeschnittenen Zopf sinnbildlich darstellte, dass auch in der Hamburger Liedertafel die alten Zöpfe verschwinden, das Publikum.

Hauptpastorin und Pröbstin Frau Dr. Ulrike Murmann wies zur Freude aller darauf hin, dass hier in der einzigen Hamburger Hauptkirche gefeiert wurde, die einen weiblichen Namen trägt, und dass es wunderbar passt, wenn sich hier ein Frauenchor zusammenfindet. Klug, mutig, schön, war die Heilige, und das sind gute Vorzeichen für das neue Ensemble.

Mit der Bürgerschaftsabgeordneten Regina Jäck (SPD), hat die HL wohl eine neue Freundin gefunden. Sie äußerte sich sehr positiv über Amateurmusik und Chöre im Allgemeinen und die beeindruckende Entwicklung in der HL im Besonderen. Sie wird im Kulturausschuss der Bürgerschaft davon berichten.

Großes Kino war der (Rede-)Beitrag unserer Präsidentin Angelika Eilers im Duett mit Jennifer Roschmann, ihrer Stellvertreterin im Chorverband Hamburg. Sehr unterhaltsam präsentierten die beiden ihre Eindrücke zur HL, den Bengels und den neuen Damen. So viele Unterschiede und trotzdem so viele Gemeinsamkeiten, geht es doch in den gesungenen Liedern häufig um Liebe, Sehnsucht, unsere Stadt und sonst noch einiges. Da spiele es keine Rolle, ob die Songs als aktuelle Hits in Englisch oder deutsche Gassenhauer aus alten Zeiten vorgetragen werden. Gemeinsam gesungene Lieder liefern den Beweis.

Die Moderation durch Conny Decker und Erik Krüger war dann auch gleich im Anschluss gefordert, das Buffet zu eröffnen, bzw. den Tafelmeister zu bitten, die sog. Auflassung zu formulieren. Noch nennen wir das in der HL so, auch wenn es altmodisch klingt. Es roch nämlich bereits sehr lecker in den Kirchenschiffen, und die Uhr war schon fortgeschritten. Tanja Goman, die Haus- und Hofbewirterin der Hauptkirche hatte mit ihrer Familie und ihrem Team ein fantastisches Buffet gezaubert, von dem alle begeistert waren.
Nach der Kost für den Magen folgte die musikalische Nachspeise. Dazu gehörte die Welturaufführung eines neuen Hamburg-Liedes. „Hamburg, meine Welt“ (Text: Lennard Ann, Komposition: René Mense), ein Geschenk an die HL zum 200. Geburtstag von Gerhard Pfeiffer, vorgetragen von den „Herren“ der HL unter der Leitung von Tom Kessler. Es kniff noch an der ein oder anderen Stelle, aber es könnte ein Ohrwurm werden. Mit „Aura Lee“ (W. W. Fosdick , G. R. Poulton) schloss die HL ihren Beitrag und sang gemeinsam mit den Bengelsstimmen, „Hallo hier Hamburg“ (Günter Schulze/Gunter Wolf). Die Bengels erfreuten mit „Blinding Lights“ (Weeknd) und „Ein Kompliment“ (Sportfreunde Stiller, P. Thibault) bevor der nächste abendliche Höhepunkt nicht lange auf sich warten ließ.

Die frisch gegründete Frauengruppe die sich vor kurzem den Namen „Tontöchter“ gegeben hat, brillierte, trotz nur weniger Proben mit „Hallelujah“ (Cohen) und einem ruhigen und wunderschönen Stück: „My funny Valentine (R. Rogders, M. Huff). Die Leitung hat und hatte die großartige Katja Klindworth.

Im gemischten Chor trug die frisch gebackene Chorgemeinschaft in der HL mit über 70 Sängerinnen und Sängern die „Ode an die Freude“ (Beethoven/Minami) vor und alle, sowohl die Gäste, als auch die Sängerinnen und Sänger, waren begeistert, als der Gesang dieses stimmgewaltigen Chores die Kirche erfüllte. Damit noch nicht genug traten Mitglieder der Chöre solistisch an und erfreuten das Publikum. Thomas Henke berührte das Publikum mit dem ”Ave Maria”. Schwungvoll ging es weiter mit Volker Heinrich, der die neapolitanische Drahtseilbahn „Funiculi, Funicula“ besang. Italienisch ging es weiter mit Wladimir Schneider: „Tu, ca nun chiagne“. Eine romantische Note gab es durch Klaus Pokoiewski, der „Zwei Märchenaugen“ besang. Mit Vincent Marquard war auch ein Bengel unter den Solisten. Er bat „Don’t stop the music“.

Nach dem Ausklang an den Stehtischen der Bar wurde die Kirche von vielen Helferlein für den sonntäglichen Gottesdienst wieder zurückgebaut, und ein herrlicher Abend fand ein Ende. Vielleicht werden wir im nächsten Jahr mit 250 Gästen rechnen dürfen, denn die Propaganda für dieses Veranstaltungsformat läuft.

Gerhard Pfeiffer, www.hl1823.de